„Bei Weiterbildungen immer über den Tellerrand hinausschauen“

Nach seiner erfolgreichen Ausbildung zur Pflegefachkraft studiert Marc-Justin Trux – gefördert durch das Weiterbildungsstipendium – berufsbegleitend Pflegemanagement an der Hamburger Fernhochschule. Zwei Weiterbildungen ermöglichten ihm außerdem den Wechsel auf eine Stelle als Qualitätsbeauftragter. Dabei soll es nicht bleiben: Herr Trux hat sich bereits zu einem Master-Studiengang angemeldet, um künftig noch mehr Verantwortung im Gesundheitswesen übernehmen zu können.


Herr Trux, nach Ihrem Abitur haben Sie eine Ausbildung zur Pflegefachkraft absolviert. Wie waren Sie auf diesen Beruf gekommen?

Das kam durch meine Mutter. Sie hatte lange als Pflegehilfskraft gearbeitet und zur Weiterqualifizierung die dreijährige Ausbildung zur Pflegefachkraft begonnen. Zwei Jahre nach Beginn ihrer Ausbildung hat sie mich in die gleiche Einrichtung geholt, ein großes privates Altenpflegeheim in Xanten. Ich habe auf einer anderen Station ebenfalls mit der dreijährigen Ausbildung angefangen.

Hatten Sie nach dem Abi über ein Studium nachgedacht?

Ein Studium war immer im Mittelpunkt meiner Überlegungen. Das hatte zunächst jedoch aus verschiedenen Gründen, auch finanziellen, nicht geklappt. Ich entschied mich deshalb zunächst für die Ausbildung, wusste aber schon damals, dass darauf später ein Studium folgen sollte. Da hat man inzwischen ja alle Möglichkeiten.

Wie gefiel Ihnen dann die Ausbildung?

Die Ausbildung hat sich für mich auf jeden Fall gelohnt und meine Erwartungen mehr als erfüllt. Am Anfang gehen viele mit der Einstellung in den Beruf: Pflege kann irgendwie jeder. In der Ausbildung habe ich gelernt, dass das nicht so ist (lacht). Was medizinisch in dem Beruf heute erwartet wird, ist wirklich anspruchsvoll. Die Ausbildung habe ich mit der Note 1,0 abgeschlossen. Da sie sich direkt an das Abi anschloss, verlief alles recht nahtlos. Ich hatte schon einige Lernmethoden entwickelt, insofern klappte es gut, auch später in meinen Weiterbildungen und im Studium.

Wie ging es beruflich für Sie weiter?

Ich arbeitete noch drei Jahre in dem Altenpflegeheim, erst als Pflegefachkraft, im letzten Jahr dann als stellvertretende Bereichsleitung. Vor einigen Monaten bin ich zu einem anderen privaten Träger von Pflegeeinrichtungen in Duisburg gewechselt und arbeite seitdem als Qualitätsbeauftragter. Das haben auch meine durch das Weiterbildungsstipendium geförderten Weiterbildungen zum Qualitätsmanagement ermöglicht.

Wie hatten Sie vom Weiterbildungsstipendium erfahren?

Über eine Dozentin in der Berufsschule. Sie sagte mir: ‚Wenn du studieren möchtest, schau dir das an‘, und gab mir schon einige Infos. Ich informierte mich also und bewarb mich bei der SBB. Das Stipendium wurde mir auch schnell bewilligt. Die gesamte Organisation durch die SBB war ganz unbürokratisch, auch die Beantragung der Weiterbildungen verlief unkompliziert. Ich hatte fast immer schon nach drei Tagen eine Antwort. Ursprünglich hatte ich vor, das Weiterbildungsstipendium für ein berufsbegleitendes Studium zu nutzen. Da mein Arbeitgeber einen Teil der Studienkosten übernimmt, konnte ich es aber noch für andere Weiterbildungen verwenden, die ich gerne machen wollte.

Den Wunsch zu studieren hatten Sie also weiterhin.

Ich dachte: 45 Jahre als Pflegefachkraft – das ist eine lange Zeit. Ein Studium konnte mir helfen, mich beruflich weiterzuentwickeln und aufzusteigen. Ich entschied mich für den Studiengang Pflegemanagement an der Hamburger Fernhochschule. Den Studiengang hatte mir mein Arbeitgeber empfohlen, weil man ihn gut neben einer Vollzeitstelle absolvieren kann.

Und welche Weiterbildungen haben Sie absolviert?

Zum einen eine Weiterbildung zum Qualitätsmanagementbeauftragten bei der IHK Hannover sowie einen Lehrgang zum Qualitätsauditor bei der TÜV Rheinland Akademie in Berlin. Beide Weiterbildungen habe ich in Präsenz vor Ort und jeweils während des Studiums absolviert. Die Idee zu den Weiterbildungen hatte ich spontan, sie ergaben sich durch meine weitere Laufbahn als stellvertretende Bereichsleitung. Im Rahmen der ideellen Förderung durch das Weiterbildungsstipendium konnte ich außerdem an einem Führungskräfte-Seminar der SBB teilnehmen, das coronabedingt online stattfand.

Wie haben Sie es geschafft, ihre Berufstätigkeit mit dem Studium und den weiteren Fortbildungen unter einen Hut bringen?

Das Lernen findet immer abends statt, ich arbeite ja weiterhin in Vollzeit. Das Studium habe ich noch nicht abgeschlossen. Ich schreibe gerade meine Bachelor-Arbeit, auch neben meiner Berufstätigkeit. Durch Corona entfielen viele Präsenztage in der Hochschule, die Veranstaltungen fanden stattdessen digital statt. Für mich war das ein Vorteil, weil es mir die zusätzlichen Wege in die Hochschule ersparte. Ich hätte zum Beispiel alle Prüfungen in Präsenz ablegen müssen, die HFH hatte aber auf Online-Prüfungen umgestellt.

Wie wichtig war das Weiterbildungsstipendium für Ihre berufliche Entwicklung?

Die Weiterbildungen haben sich vollkommen gelohnt und waren ja auch Voraussetzung für meinen Stellenwechsel. Ich würde es jederzeit wieder so machen. Ich habe einen ganz anderen Zugriff auf die Themen bekommen, zumal die Fortbildungen nicht nur auf den Bereich Pflege ausgerichtet waren. Durch die Weiterbildungen und das Studium steht mir jetzt der gesamte Arbeitsmarkt offen. Zur neuen Stelle in Duisburg kam ich durch eine frühere Kollegin, die als Führungskraft dorthin gewechselt war und mich ansprach.

Was sind Ihre weiteren beruflichen Pläne?

Es geht weiter. Ich habe mich an der HFH für den auf das Bachelor-Studium aufbauenden Master-Studiengang ‚Management im Gesundheitswesen‘ angemeldet, um noch einmal eine andere Perspektive einnehmen und mehr Verantwortung übernehmen zu können. Zurzeit arbeite ich auf meiner Position ausschließlich in beratender Funktion, ohne Weisungsbefugnis. Das möchte ich gerne ändern. Von der SBB habe ich sogar eine Beratung für andere mögliche Stipendienprogramme bekommen, die das Master-Studium unterstützen könnten.

Aus Ihrer Erfahrung: Wann ist der richtige Zeitpunkt, Weiterbildungen anzugehen?

Am besten immer. Ich versuche jedes Jahr eine Weiterbildung zu machen, auch während des Studiums. Ich glaube, wenn man damit wartet, macht man es nie. Bei den Weiterbildungen sollte man außerdem immer auch ein wenig über den Tellerrand hinausschauen und den eigenen Horizont in alle Richtungen erweitern. Auch ein Studium ist für fast jeden möglich, das Abitur ist nicht mehr zwingend eine Voraussetzung. Wir sind in unserem Studiengang eine ganz gemischte Gruppe, ich bin noch einer der Jüngeren. Es sind Leute dabei, die mit Mitte 50 ihr Studium begonnen haben und sich jetzt in der finalen Studienphase befinden.

Interview: Heinz Peter Krieger