Stipendiatin Sofia Nikoloudakis: „Die Weiterbildungen helfen mir, Dinge zu hinterfragen“
Nach ihrer Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement und einem freiwilligen Wehrdienst begann Sofia Nikoloudakis eine Laufbahnausbildung im öffentlichen Dienst. In ihren durch das Stipendium geförderten Weiterbildungen vertiefte und ergänzte sie Themen aus ihrer Ausbildung – und profitiert davon schon jetzt bei ihren beruflichen Tätigkeiten.
Nach Ihrem Abitur haben Sie eine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement absolviert. Wie waren Sie auf diesen Beruf gekommen?
Als ich mein Abitur machte, war mir bereits klar, dass ich studieren wollte. Ich war mir jedoch noch nicht sicher, in welcher Richtung – als Leistungskurse hatte ich Latein und Altgriechisch, interessierte mich aber auch für Wirtschaft. Viele studieren direkt nach der Schulzeit, ohne das Arbeitsleben zu kennen, und haben später einen Studienabschluss, von dem sie nicht wissen, was sie damit anfangen können. Das wollte ich vermeiden und machte zunächst eine Ausbildung, weil ich auf diese Weise betriebliche Erfahrung sammeln konnte. Ich recherchierte nach einem Ausbildungsberuf, der mir unabhängig von einem Studium auch später nützlich sein würde. Kaufmann beziehungsweise Kauffrau für Büromanagement war damals, im Jahr 2014, ein neuer Ausbildungsberuf. Mir gefielen die unterschiedlichen Ausbildungsinhalte, etwa der Umgang mit bestimmter Software, zivil- und arbeitsrechtliche Grundlagen oder Rechnungswesen. Außerdem ist es ein in vielen Branchen nachgefragter Beruf.
Wie haben Sie Ihre Ausbildungsstelle gefunden?
Ich wollte die Ausbildung bei einer großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft absolvieren, weil ich mir die Arbeit dort sehr vielseitig vorstellte und die Unternehmen viel bieten können, was zum Beispiel interne Schulungen oder die Unternehmenskultur angeht. Außerdem wollte ich in Berlin bleiben. Daher bewarb ich mich bei der damaligen Nummer eins in Deutschland und wurde genommen. Ich gehörte zum ersten Ausbildungsjahrgang für Kaufleute für Büromanagement. Als Wahlqualifikationen hatte ich ‚Personalwirtschaft‘ sowie ‚Assistenz und Sekretariat‘, die schwerpunktmäßig in meinem Betrieb ausgebildet wurden. Zudem legte ich freiwillig die Prüfung über die Zusatzqualifikation ‚Auftragssteuerung und -koordination‘ ab.
Wie gefiel Ihnen die Ausbildung?
Das Unternehmen und das dortige Arbeitsklima gefielen mir sehr gut und ich habe viel gelernt, etwa in den Bereichen Wirtschaft, Recht und EDV. Nach der Abschlussprüfung wurde ich von der IHK als Berliner Landesbeste in meinem Ausbildungsberuf ausgezeichnet. Den Berufsschulunterricht fand ich zwar sehr interessant, ich fühlte mich allerdings etwas unterfordert. Da der Beruf mir auf Dauer zu eintönig gewesen wäre, wollte ich ihn nicht für immer ausüben.
Sind Sie nach der Ausbildung in dem Unternehmen geblieben?
Nein, ich habe zunächst etwas ganz anderes gemacht. Bereits während meiner Ausbildung hatte ich den Plan gefasst, bei der Bundesverwaltung eine Laufbahnausbildung im gehobenen Dienst zu beginnen. Bis dahin war noch etwas Zeit zu überbrücken und ich entschloss mich, einen siebenmonatigen freiwilligen Wehrdienst in Niedersachsen zu leisten. Ich begann als Panzergrenadier und wechselte später zur Jägertruppe. Da ich mir dachte, dass ich im Berufsleben noch lange genug im Büro arbeiten würde, entschied ich mich für die Kampftruppe, bin also richtig durch den Wald gekrochen (lacht). Es war eine sehr schöne Erfahrung, weil ich dort Menschen aus ganz unterschiedlichen sozialen Hintergründen und Bildungsschichten kennenlernte, mit denen ich sonst nie zu tun gehabt hätte. Am Ende war ich Obergefreite und ging dann zur Bundesverwaltung. Die Laufbahnausbildung im gehobenen Dienst ist ähnlich aufgebaut wie ein duales Studium. Zu der dreijährigen Fachausbildung zählt auch ein Studium an der Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung mit einem Abschluss als Diplom-Verwaltungswirtin.
Wie erfuhren Sie vom Weiterbildungsstipendium?
Ein Berufsschullehrer hatte mich wegen meiner guten Noten schon einmal auf das Weiterbildungsstipendium hingewiesen. Damals hatte ich mich aber noch nicht damit beschäftigt. Von der IHK Berlin erhielt ich dann ein Schreiben zu meiner Auszeichnung als Landesbeste in meiner Ausbildung. Dort wies sie auf die mögliche Förderung durch das Weiterbildungsstipendium hin. Ich bewarb mich direkt und wurde aufgenommen. Mit dem Stipendium habe ich dann einige Weiterbildungen finanziert, die die Themen aus meiner Ausbildung vertieften oder ergänzten. Vom IT-Bonus, den das Weiterbildungsstipendium gewährt, konnte ich mir außerdem einen neuen Laptop zulegen. Das war ebenfalls sehr hilfreich.
Welche Weiterbildungen haben Sie ausgesucht?
Zunächst bildete ich mich an der IHK Hannover zur Immobilienverwalterin weiter. Bevor ich mich für die Bundesverwaltung entschied, konnte ich mir auch vorstellen, diese Richtung einzuschlagen. Bei der IHK Berlin habe ich eine berufsbegleitende Weiterbildung zur Personalassistentin absolviert. Der Personalbereich hat mich immer besonders interessiert und war ja auch eine meiner Wahlqualifikationen in der Ausbildung. Durch die Weiterbildung konnte ich Themen wie Arbeitsrecht, Personalmanagement, Arbeitsorganisation und Kommunikation vertiefen. Außerdem habe ich an der IHK einen Intensivlehrgang zur Vorbereitung auf die Ausbilder-Eignungsprüfung nach der Ausbilder-Eignungsverordnung besucht und die Prüfung erfolgreich abgelegt. Dort ging es um viele Themen, die einem selbst dann helfen, wenn man nicht als Ausbilderin arbeitet, etwa zu Lernmethoden oder Konfliktmanagement. Vor Kurzem habe ich noch an einem einwöchigen Rhetorik-Intensivkurs an einem Institut in Berlin teilgenommen. Nach den eher fachspezifischen Weiterbildungen wollte ich mich mit einem generalistischen Thema aus dem Bereich Soft Skills beschäftigen, das mir im Berufsleben ebenfalls von Nutzen sein wird.
Konnten Sie die Erfahrungen aus Ihren Weiterbildungen bereits nutzen?
Von den Soft Skills, die ich etwa im Bereich Kommunikation trainieren konnte, oder den rechtlichen Themen profitiere ich jetzt schon. Beides hilft mir, Dinge zu hinterfragen. Dazu trägt sicher auch meine Lebenserfahrung bei, weil ich nicht direkt nach dem Abi studiert habe, zumal ich mit der Privatwirtschaft und dem öffentlichen Dienst unterschiedliche Perspektiven kennenlernen konnte.
Was sind Ihre weiteren beruflichen Pläne?
Nach der Laufbahnausbildung möchte ich im öffentlichen Dienst bleiben. Mir gefällt die Vielfalt der Aufgaben und dass die Arbeit anders als in der Privatwirtschaft nicht auf Gewinn ausgerichtet ist. Dort kann man zwar häufig mehr Geld verdienen, dafür bietet der öffentliche Dienst mehr Sicherheit und er ist auch familienfreundlicher. In der Privatwirtschaft, besonders in Beratungsberufen, kommt die Work-Life-Balance häufig zu kurz. Gleichzeitig zu meiner Bewerbung im öffentlichen Dienst hatte ich ein Assessment Center bei einem großen IT-Unternehmen bestanden. Daher hatte ich die Wahl. Ich mag die Verwaltungstätigkeit, die ja auch auf meiner Ausbildung aufbaut. Als weitere Perspektive kann ich mir immer noch den Personalbereich vorstellen.
Ihr Tipp: Worauf sollten Berufstätige bei ihren Weiterbildungen achten?
Unabhängig von den konkreten Inhalten macht es immer Spaß, Neues zu lernen und Dinge aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Auch bei spezifischen Themen hat man stets den Austausch mit Menschen aus verschiedenen Unternehmen, Branchen und Berufen. So ging es mir zum Beispiel beim Ausbilder-Lehrgang, mit Teilnehmern von Köchen bis zu Informatikern. Das gefiel mir sehr.
Interview: Heinz Peter Krieger