Interview mit Maximilian Seiler
„So viel wie möglich lernen, um ein Leben lang davon zu profitieren“
Nach seinem Fachabitur hatte Maximilian Seiler das Angebot, eine Ausbildung zum Fachinformatiker zu beginnen. Er absolvierte aber zunächst ein Freiwilliges Soziales Jahr im Rettungsdienst und entschied sich anschließend zu einer Ausbildung als Notfallsanitäter, die er als Saarland-Bester mit der Note 1,0 abschloss. Nach der Ausbildung qualifizierte er sich, unterstützt durch das Weiterbildungsstipendium, in verschiedenen Weiterbildungen im In- und Ausland weiter. Neben seiner Arbeit als Rettungssanitäter unterrichtet er inzwischen an seiner früheren Rettungsdienstschule selbst künftige Notfallsanitäter in der Ausbildung.
Herr Seiler, nach Ihrer Schulzeit haben Sie eine Ausbildung zum Notfallsanitäter absolviert. Wie waren Sie auf diesen Beruf gekommen?
Eigentlich wäre ich in eine ganz andere Richtung gegangen. Ich hatte am Technisch-gewerblichen Berufsbildungszentrum in Dillingen an der Saar das Fachabitur für Informatik gemacht und schon ein Angebot für eine Ausbildungsstelle zum Fachinformatiker. Nach der Schule habe ich aber zunächst ein Freiwilliges Soziales Jahr im Rettungsdienst absolviert, und das hat mir sehr gut gefallen. Bei uns in der Region ist das FSJ ein gängiger Einstieg, um zu schauen, ob der Beruf etwas für einen ist, und dann relativ zeitnah eine Ausbildung zu beginnen. Nach dem Ende meines FSJ hatte das neue Ausbildungsjahr schon begonnen. Deshalb habe ich noch ein knappes Jahr als Rettungssanitäter gearbeitet und dann die dreijährige Ausbildung zum Notfallsanitäter gestartet, ebenfalls beim DRK.
Sie wussten also schon durch Ihr Freiwilliges Soziales Jahr im Rettungsdienst, was in der Ausbildung zum Notfallsanitäter auf Sie zukommen würde.
Das ist richtig, wobei die die Notfallmedizin noch mal eigenständigeres Handeln verlangt und sehr anspruchsvoll ist. Selbstständig auch schwerwiegende Entscheidungen treffen zu müssen, reizte mich besonders an der Ausbildung.
Wie war die Ausbildung aufgeteilt?
Die theoretische Ausbildung fand im Blockunterricht an der Rettungsdienstschule Saar statt, der klinische Teil am Marienhaus-Klinikum in Saarlouis. Dazu gehörten ein Pflege- und ein Intensivteil, die Notaufnahme, ein Praktikum in der Psychiatrie und die Ausbildung auf den Rettungswachen des DRK-Kreisverbands Merzig-Wadern. Die Ausbildung habe ich mit der Note 1,0 und als Saarland-Bester abgeschlossen. Es war der beste Abschluss an der Rettungsdienstschule, seitdem die Ausbildung dort durchgeführt wird.
Fiel Ihnen das Lernen in der Ausbildung leichter als zuvor in der Schule?
Es war ein anderes Lernen. In der Schulzeit gab es viel mehr Frontalunterricht, das heißt, vorne steht jemand, erklärt und man muss es nachvollziehen. An der Rettungsdienstschule haben wir viel mehr in Eigenleistung recherchiert und eigene Quellen zusammengesucht, geführt durch die Lehrkräfte vor Ort. Das hat alles sehr praxisorientiert und greifbar gestaltet. Wir hatten direkt einen Bezug und eine Vorstellung, wofür wir die Inhalte brauchten. Das hat es leichter gemacht, sie nachzuvollziehen. Es passte auch besser zu meinem Lerntyp. Notfallsanitäter ist ein junges Berufsbild, dadurch ist alles noch sehr dynamisch und vieles in Bewegung.
Wie ging es nach der Ausbildung für Sie weiter?
Ich bin weiterhin beim DRK-Kreisverband Merzig-Wadern als Notfallsanitäter angestellt. Nach der Ausbildung habe ich mich bald um medizinisch-fachliche Weiterbildungen gekümmert und einige Kurse beim European Resuscitation Council (ERC) gebucht, das Kurse für medizinisches Fachpersonal anbietet. Etwa ein Jahr nach Ende der Ausbildung habe ich zusätzlich angefangen, als Honorardozent an der Rettungsdienstschule zu arbeiten und selbst künftige Notfallsanitäter zu unterrichten.
Bei Ihren Weiterbildungen werden Sie durch das Weiterbildungsstipendium gefördert. Wie hatten Sie von dem Stipendium erfahren?
Kollegen aus früheren Ausbildungsjahrgängen hatten das Weiterbildungsstipendium erhalten und mir davon erzählt. Die Rettungsdienstschule hatte ebenfalls auf die mögliche Förderung hingewiesen. Ich habe mich dann informiert, gesehen, was das Stipendium alles bietet und was für ein super Programm das ist, und mich sofort beworben.
Welche Weiterbildungen haben Sie ausgesucht?
Ich habe als Erstes den Kurs „Newborn Life Support“ in Luxemburg belegt. Hier geht es um die medizinische Versorgung von Neugeborenen und um alles, was in der Geburtssituation passieren kann. Ein Hintergrund ist, dass in eher ländlichen Regionen wie unserer immer mehr Kliniken für Geburtshilfe schließen und wir dadurch längere Transportzeiten haben. Deshalb müssen wir häufiger solche Situationen betreuen. Im Kurs „European Paediatric Advanced Life Support“ an der Uniklinik Freiburg habe ich gelernt, wie ich pädiatrische Patienten, also Kinder und Jugendliche, versorgen kann, etwa mit Medikamenten. In zwei Wochen kann ich einen Kurs zum Thema „Advanced Life Support“ zur Versorgung von Erwachsenen beginnen, ebenfalls an der Uniklinik Freiburg. Die Kurse konnte ich alle über das Weiterbildungsstipendium finanzieren, auch die Weiterbildung in Luxemburg. Ich hatte extra bei der SBB nachgefragt, ob auch eine Weiterbildung im Ausland gefördert werden kann, es war aber ohne Probleme möglich. Das hätte ich vorher gar nicht gedacht.
Ließen sich die Fortbildungen gut mit Ihren Einsätzen als Notfallsanitäter vereinbaren?
Mein Arbeitgeber unterstützt das Team sehr, wenn es um Weiterbildungen geht. Ich wurde freigestellt, wenn es erforderlich war, auch mit Lohnfortzahlung. So konnte ich die Weiterbildungen recht frei gestalten – natürlich immer nach Rücksprache mit meinem Arbeitgeber. Das war selbst zu Anfang, während der Corona-Pandemie, kein Problem, als wir viele Personalausfälle hatten. Ich konnte auch an allen Weiterbildungen in Präsenz teilnehmen.
Wie hilfreich war das Stipendium für Sie?
Für meine berufliche Entwicklung war das Weiterbildungsstipendium sehr wertvoll. Es hat mich in meinen Kompetenzen bei der Patientenversorgung sehr weitergebracht. Ohne das Stipendium hätte ich als Notfallsanitäter gar nicht die Möglichkeit gehabt, an solchen Weiterbildungen teilzunehmen – vor allem nicht so früh und in diesem kurzen Zeitraum. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt.
Was sind Ihre weiteren beruflichen Pläne?
Primär möchte ich weiter als Notfallsanitäter direkt am Patienten arbeiten, mich aber auch als Praxisanleiter und Dozent in der Ausbildung engagieren. Mit meinen bislang wenigen Berufsjahren sehe ich mich noch nicht in der Position, ausschließlich als Dozent zu arbeiten. Künftigen Notfallsanitätern muss man auch aus praktischen beruflichen Erfahrungen berichten können. So viel Berufserfahrung werde ich erst in einigen Jahren haben.
Nach Ihrem Weg vom Beinahe-Informatiker zum Notfallsanitäter: Wann ist für Sie der richtige Zeitpunkt, passende Weiterbildungen anzugehen?
Wenn man die Möglichkeit zu einer Weiterbildung hat, finde ich es sehr wichtig, sie auch zu nutzen – das gilt gerade in jüngeren Jahren. Während meiner Ausbildung habe ich festgestellt, dass es einigen älteren Kollegen, die als Quereinsteiger starteten, schwerer fiel, neue Inhalte zu verstehen und noch mal den Anschluss zu finden. Deshalb ist es aus meiner Sicht sinnvoll, in jungen Jahren so viel möglich zu lernen, um ein Leben lang davon zu profitieren. Natürlich sollte man auch später immer auf dem Laufenden bleiben.
Interview: Heinz Peter Krieger