Meriam Yahia: „Das Weiterbildungsstipendium war eine tolle Chance“

Nach ihrem Abitur und einem kurzen Studium entschied sich Meriam Yahia für eine Ausbildung zur Kauffrau für Spedition und Logistikdienstleistung. Anschließend bildete sie sich, gefördert durch das Weiterbildungsstipendium, zur Verkehrsfachwirtin weiter und erlangte das IHK-Zertifikat „Train the Trainer“ – und hat sich damit gleich mehrere berufliche Optionen eröffnet.


Frau Yahia, Sie haben eine Ausbildung zur Kauffrau für Spedition und Logistikdienstleistung absolviert. Wie waren Sie auf diesen Beruf gekommen?

Nach dem Abitur hatte ich zunächst ein Jahr Mathematik studiert, weil ich sehr gerne mit Zahlen arbeite. Das Studium war mir aber zu abstrakt. Da ich gerne im internationalen Bereich arbeiten wollte, hatte ich dann vor, zum Zoll zu gehen. Dort sagte man mir aber, dass man dafür mehr Erfahrung bräuchte. Durch ein Beratungsgespräch bei der Arbeitsagentur kam ich schließlich auf den Beruf der Kauffrau für Spedition und Logistikdienstleistung, weil man in der Logistik viele Erfahrungen im internationalen Geschäft sammeln kann.

Wie haben Sie Ihre Ausbildungsstelle gefunden?

Ebenfalls über die Arbeitsagentur, über deren Internetseite. Da ich kein Auto hatte, wollte ich nicht zu weit fahren müssen und im Raum Bonn bleiben. Ich fand dann eine Stelle bei einer großen Spedition im Bonner Hafen.

Hat die Ausbildung Ihre Erwartungen erfüllt?

Es war noch besser, als ich es mir vorgestellt hatte. In der Logistikbranche funktioniert oft einiges über Subunternehmer, sodass man viele Prozesse nicht direkt mitbekommt. Mein Arbeitgeber hatte aber einen eigenen großen Fuhrpark. Ich erlebte deshalb das ganze Flottenmanagement, es fuhren Schiffe an und ab und es gab ein riesiges Lager. So war für mich das ganze Geschehen viel bildlicher und interessanter. Außerdem wechselte ich nach dem Jobrotation-Prinzip alle vier Monate die Abteilung. So habe ich fast jeden Verkehrsträger kennengelernt. Die Ausbildung habe ich mit der Note 1,3 abgeschlossen.

Wie unterschied sich das Lernen in der Ausbildung von dem in der Schulzeit?

Im Großen und Ganzen war die Ausbildung für mich einfacher als das Abitur. Ich habe aber auch viel Neues gelernt. Den Auszubildenden mit Fach- oder Wirtschaftsabitur fiel es noch leichter, weil sie in der Schule schon Bilanzen durchgenommen hatten. Dadurch ging es an der Berufsschule manchmal sehr schnell voran, während ich noch die Aktiv- und Passivseite unterscheiden und verstehen musste.

Wie ging es nach der Ausbildung beruflich weiter?

Ich hatte vom Unternehmen das Angebot, in den Vertrieb zu gehen. In diesen Bereich wollte ich nicht und wechselte deshalb zu einem Logistikunternehmen, das unter anderem auf den Schienengüterverkehr spezialisiert ist, und arbeitete dort zunächst im Customer Service. Ich war für den Kundenkontakt zuständig, managte und überwachte die Züge – das heißt, ich achtete darauf, dass die richtige Ladung geladen ist und die Dokumente vorhanden sind – und ich war dafür verantwortlich, dass alles reibungslos von A nach B transportiert wurde. Anschließend wurde ich zur stellvertretenden Teamleiterin ernannt, managte als ‚Traffic Planning Specialist‘ die Verkehrsläufe, wenn die Kunden Transporte haben, plante mit den Eisenbahnverkehrsunternehmen, bestellte die Züge und gestaltete die Fahrpläne mit. Zuletzt wurde ich zur Projektmanagerin befördert und stelle nun die Verkehrslinien auf. Das heißt, ich recherchiere, wo es genügend Terminals und Ladungen gibt, um Verkehrslinien aufzubauen, und erstelle Statistiken von bereits bestehenden Verkehren.

Sie wurden durch das Weiterbildungsstipendium gefördert. Wie hatten Sie davon erfahren?

Mit meinem Ausbildungsabschluss war ich die jahrgangsbeste Auszubildende in meinem Beruf im Bereich der IHK Bonn/Rhein-Sieg. Anders als andere Auszubildende hatte ich aber keine weiteren Informationen oder Flyer über die künftigen Möglichkeiten erhalten. Dies hing wohl mit der Corona-Zeit zusammen. Ich rief deshalb bei der IHK an und die Beraterin empfahl mir in diesem Gespräch das Weiterbildungsstipendium. Da ich schon kurz vor der Altersgrenze von 25 Jahren stand, musste ich mich schnell entscheiden. Eigentlich wollte ich nach der Ausbildung mit dem Lernen ein Jahr Pause machen. Aber das Weiterbildungsstipendium war eine so tolle Chance, dass ich mich anders entschied. Ich bewarb mich bei der IHK und wurde noch in das Programm aufgenommen.

Wie haben Sie die Weiterbildungen ausgewählt, die durch das Stipendium gefördert wurden?

Ich habe mit meinem Chef gesprochen, der selbst die Weiterbildung zum Verkehrsfachwirt gemacht hatte. Er hat sie mir wärmstens empfohlen, deshalb bin ich ebenfalls in die Weiterbildung eingestiegen. Absolviert habe ich sie an einer Weiterbildungsakademie in Köln. Die Prüfungen an der IHK Köln habe ich inzwischen mit der Gesamtnote 2 bestanden. Während der Weiterbildung dachte ich, dass ich jetzt so gut drin bin, dass ich noch einen weiteren Kurs absolvieren könnte. Das war der Zertifikatslehrgang „Train the Trainer“ an der IHK Bonn/Rhein-Sieg, den ich ebenfalls bereits bestanden habe. Mit dem „Train the Trainer“-Zertifikat kann ich künftig selbst Seminare geben. Ich bringe Leuten gerne etwas bei und möchte zunächst nebenberuflich damit beginnen. Ich habe mich auch darum beworben, IHK-Prüferin zu werden.

Wie anspruchsvoll fanden Sie die Weiterbildungen im Vergleich zur Ausbildung?

Die Weiterbildung zur Verkehrsfachwirtin war schon eine andere Welt, mit einigem Stoff, den ich zuvor noch nicht in Lehrbüchern gesehen hatte. Vieles war komplett neu. Aus persönlichen Gründen hatte ich auch nicht viel Zeit zu lernen, aber ich habe es ja bis zu den Prüfungen geschafft.

Wie konnten Sie Ihre Berufstätigkeit mit der Weiterbildung vereinbaren?

Die Akadamie bot einen Samstagskurs an, dadurch konnte ich weiter in Vollzeit arbeiten. Mein Chef zog mich außerdem aus dem Schichtdienst, in dem ich bis dahin gearbeitet hatte. Ich bin dort dann nur noch selten eingesprungen. Mein Arbeitgeber und meine Kolleginnen und Kollegen haben mich sehr gut unterstützt.

Wie wichtig war das Stipendium für Ihre Weiterbildungen?

Ohne das Weiterbildungsstipendium wäre ich die Weiterbildungen nicht so schnell angegangen. Früher damit begonnen zu haben, war sehr gut, weil ich sonst vermutlich schon wieder viel Stoff aus der Ausbildung vergessen hätte. Und die finanzielle Unterstützung durch das Weiterbildungsstipendium war natürlich sehr groß. Die Schulen sind einfach sehr teuer. Mit dem zur Verfügung gestellten Budget kann man sich wirklich gut weiterbilden.

Was sind Ihre weiteren beruflichen Pläne?

Ich möchte im Logistikbereich bleiben. In einigen Bereichen fehlt es mir noch an Erfahrung, da möchte ich mich jetzt vorsichtig herantasten. Das möchte ich noch intensiver ausbauen, zum Beispiel durch eine Tätigkeit im Prüfungsausschuss bei der IHK.

Aus Ihrer Erfahrung: Wann ist ein guter Zeitpunkt für eine Weiterbildung?

Eigentlich so früh wie möglich. Man ist dann noch im Lernmodus und auch das Wissen aus der Ausbildung und den ersten Berufserfahrungen ist noch da. Meine Weiterbildung zur Verkehrsfachwirtin hat sich auf jeden Fall gelohnt. Allein durch die Begrifflichkeiten, die dort vermittelt wurden, verstehe ich in Unternehmensmeetings viel besser, worüber gesprochen wird. Vorher war vieles noch sehr abstrakt.

Interview: Heinz Peter Krieger