Weiterbildung zum Elektrotechnik-Meister: „Fachlich habe ich von Anfang an von der Weiterbildung profitiert“

Schon ein Jahr nach seiner Ausbildung zum Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik begann Simon Sonntag seine Weiterbildung zum Meister in Elektrotechnik, gefördert durch das Weiterbildungsstipendium. Im Interview erzählt er von den hohen Belastungen eines mehrjährigen Meister-Lehrgangs, aber auch, wie er von der berufsbegleitenden Weiterbildung schon direkt im beruflichen Alltag profitierte.


Herr Sonntag, nach der Mittleren Reife haben Sie eine Ausbildung zum Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik absolviert. Wie waren Sie auf diesen Beruf gekommen?

Ich bin in einer bäuerlich-handwerklichen Familie großgeworden und Technik war schon immer ein Steckenpferd von mir. Mein Vater vermietete und verpachtete Gewerbeobjekte und einer seiner Kunden war ein Unternehmen für Gebäudeelektronik. So kam der Kontakt zustande. Ich konnte dort erst zwei Praktika und dann meine Ausbildung machen. Die Schule interessierte mich damals nicht mehr besonders, deshalb war es eine gute Entscheidung, ins Handwerk zu gehen.

Wie ging es nach der Ausbildung weiter?

Nach der Ausbildung hatte ich das Gefühl, dass ich erst einmal etwas anderes sehen müsste. Ich wechselte deshalb zu einer Firma, die auf Netzwerk- und Glasfasertechnik sowie Serveranlagenbau spezialisiert ist. Fachlich fand ich das sehr interessant, aber ich kam mit dem ständigen Leben auf Montage nicht gut zurecht. Deshalb kehrte ich nach einem halben Jahr als Geselle zu meinem Ausbildungsunternehmen zurück, wo ich eigentlich ganz glücklich gewesen war. Dort arbeite ich heute noch.

Sie haben sich dann für eine Weiterbildung zum Elektrotechnik-Meister entschieden.

Ich wollte mich gerne weiterentwickeln. Deshalb begann ich ein Jahr nach der Ausbildung mit einem Kollegen berufsbegleitend die Weiterbildung – an der Meisterschule für Elektrotechniker der Handwerkskammer Düsseldorf. So ging es dann immer weiter. Mit der zunehmenden Erfahrung und dem wachsenden Wissen wurden auch die Einsatzgebiete größer, bis zur Projektleitung und Bauleitung, schon während meiner Weiterbildung. Diese dauerte ja mehrere Jahre.

Den Meister berufsbegleitend zu machen, ist ein recht großer Aufwand.

Ich war mir auch gar nicht sicher, ob das die richtige Entscheidung war. Entstanden ist sie aus einer gemeinsamen Schnapsidee (lacht). Ich habe mir aber immer gesagt: Sieh zu, dass du weiterkommst und nicht auf dem Stuhl sitzen bleibst. Mein Chef stand auch hinter der Weiterbildung.

Bei der Meister-Weiterbildung wurden Sie durch das Weiterbildungsstipendium gefördert. Wie hatten Sie von dem Stipendium erfahren?

Es hatte bereits in der Berufsschule eine Informationsveranstaltung der Handwerkskammer gegeben, auf der auch das Weiterbildungsstipendium vorgestellt worden war. Als ich mich später über die Weiterbildung an der Meisterschule informierte, sprach mich die Kammer wegen meines guten Ausbildungsabschlusses direkt auf die mögliche Förderung an. Ich habe ich mich sofort um das Weiterbildungsstipendium beworben und es hat geklappt. Mit dem Stipendium konnte ich dann meinen Meister finanzieren.

Wie war der Einstieg in die Weiterbildung?

Inhaltlich kam ich gleich sehr gut zurecht, da war ich allerdings eher eine Ausnahme, sagten die Dozenten. Aber der Zeitaufwand war enorm hoch. Die fachlichen Lehrgänge im Schwerpunkt Energie- und Gebäudetechnik erstreckten sich über zweieinhalb Jahre – jeden Abend von Montag bis Freitag sowie samstags von 7:30 Uhr bis 14:30 Uhr. Dazu kamen der kaufmännische Teil und der Ausbilderschein. Außerdem musste ich jeden Tag von Monheim, wo das Unternehmen seinen Sitz hat und ich damals lebte, nach Düsseldorf pendeln. Insgesamt war ich über drei Jahre an der Abendschule.

Konnten Sie denn Ihre Arbeitszeiten reduzieren?

Nein, ich habe in Vollzeit weitergearbeitet. Ich hatte schon leitende Funktionen, in denen man nicht die üblichen Feierabendzeiten hat. Bei mir lief es regelmäßig auf eine 70-Stunden-Woche hinaus und das über mehrere Jahre. Die Meister-Weiterbildung ist eine hohe Belastung, auch für die Familie. Darauf muss man gefasst sein. Aber es ist machbar, wenn man das Ziel hat. Die Prüfungen konnte ich als Zweitbester des Jahrgangs an der Handwerkskammer Düsseldorf abschließen. Das hätte ich mir vorher nie erträumt.

Wie hat die Corona-Pandemie die Weiterbildung beeinflusst?

Der letzte Teil, das war der kaufmännische Bereich, war ganz auf Online-Lehre umgestellt worden. Diesen hatte ich aber ohnehin teilweise als Online-Kurs gebucht. Das hat sehr gut funktioniert. Dadurch, dass es in Teilen schon ein Online-Kurs war, waren die Dozenten gut darauf eingestellt, und der Datenaustausch klappte auch. In unseren Lerngruppen haben wir es genauso gehandhabt. Außerdem entfielen die vielen Fahrtwege. So hat die Umstellung sogar Zeit gespart.

Wie wichtig war für Sie die Unterstützung durch das Weiterbildungsstipendium?

Ohne das Weiterbildungsstipendium hätte ich viel größeren finanziellen Druck gehabt. Zu den Gebühren für den Lehrgang und die Kosten für das Lernmaterial kamen ja noch die hohen Fahrtkosten. Durch das Stipendium konnte ich viel fokussierter an die Weiterbildung herangehen.

Haben Sie beruflich bereits von der Weiterbildung profitieren können?

Fachlich habe ich von Anfang an von der Weiterbildung profitiert. Das Wissen wurde nicht nur immer größer, ich konnte auch alles sofort anwenden. Das ist der große Vorteil einer berufsbegleitenden Weiterbildung. Dazu kommt, dass ich jetzt unsere Auszubildenden selbst ausbilden kann. An der Berufsschule werden viele Themen eher an der Oberfläche behandelt. Das versuche ich, so gut es geht, mit den Azubis in der Werkstatt oder auch auf der Baustelle aufzuarbeiten. Das funktioniert auch gut.

Was sind Ihre weiteren beruflichen Pläne?

Ich arbeite viel im ingenieurtechnischen Bereich der Elektrotechnik, deshalb überlege ich, noch ein Studium in Elektrotechnik anzugehen. Ich unterstütze jetzt schon die Unternehmensleitung bei der Projektabwicklung, das heißt, ich übernehme Verkaufsgespräche und betreue Kunden und Projekte. Mit einem parallelen Studium würde ich mir also einiges zumuten. Aber ich kann es mir gut vorstellen.

Nach Ihren Erfahrungen: Wie sollte man an eine Weiterbildung herangehen?

Den richtigen Zeitpunkt gibt es nie. Das Leben kann man nicht planen, ob privat oder beruflich. Auch mir fehlte während der Weiterbildung oft die Zeit zum Lernen. Wer ernsthaft über eine Weiterbildung nachdenkt, sollte sich gut informieren – und dann anfangen. Anders geht es nicht. Wenn man herumdruckst und zögert, macht man es nie. Berufliche Talente nehmen sich oft gar nicht als besonders begabt wahr und stellen erst während des Lehrgangs wirklich fest, was sie alles können.

Interview: Heinz Peter Krieger