Medizinstudium und Promotion auch ohne Abi

Bild: Franco Varveri mit Promotionsurkunde

Franco Varveri mit seiner Promotionsurkunde: Das Ergebnis ist die Bestnote "summa cum laude".

Mit Können, Engagement und viel Ausdauer hat Franco Varveri, Alumnus des Aufstiegsstipendiums, sein Ziel erreicht: Er ist nun promovierter Arzt. Dr. Franco Varveri arbeitet in der Abteilung für Innere Medizin des Klinikums Bad Soden im Taunus.

Ein Medizinstudium ohne Abitur? Für diese Idee erntete Franco Varveri bei Studienberatungen und Infoveranstaltungen mehrerer Universitäten zunächst nur Unverständnis oder sogar höhnische Kommentare. Die Schule hatte Franco Varveri mit der mittleren Reife abgeschlossen. Schon damals interessierte ihn das Thema Gesundheit und so entschied er sich für eine Ausbildung zum Medizinischen Fachangestellten. Bereits während der Ausbildung in einer Praxis für Suchterkrankungen zeigte er viel Verantwortungsbereitschaft und wollte oft tiefer in die medizinischen Themen eindringen. Sein ausbildender Arzt erkannte das Potential und prophezeite ihm: „Sie werden Medizin studieren!“ Das erschien dem Auszubildenden damals unerreichbar, doch der Gedanke ließ ihn nicht mehr los.

Nach einem sehr guten Ausbildungsabschluss und Übernahme durch die Praxis schloss Franco Varveri direkt eine berufsbegleitende Weiterbildung zum Fachwirt für ambulante medizinische Versorgung an. Danach recherchierte er nach Möglichkeiten, mit seinen beruflichen Qualifikationen ein Medizinstudium zu beginnen. Zunächst war dies ziemlich ernüchternd: „Ein Studienberater riet mir, lieber Lotto zu spielen, die Chance auf sechs Richtige sei da für mich größer als für einen Studienplatz in Medizin“, blickt Franco Varveri zurück. Aber er blieb hartnäckig: Mit seinen sehr guten Noten in der Ausbildung und in der Weiterbildung sowie mit seiner inzwischen mehrjährigen Berufserfahrung erlangte Franco Varveri schließlich die Zulassung zum Medizinstudium an der Johannes Gutenberg Universität Mainz. Erfolgreich bewarb er sich auch um ein Aufstiegsstipendium.

Der Start in das Studium war für Franco Varveri nicht einfach, musste er doch viele naturwissenschaftliche Kenntnisse aus dem Abiturstoff erst nachholen. Die Studienförderung für Berufserfahrene war in dieser Situation eine wichtige Bestärkung: „Für mich war das Aufstiegsstipendium aus zweierlei Sicht eine große Hilfe. Einerseits konnte ich durch die finanzielle Unterstützung meine gesamte Energie auf das Studium fokussieren, gleichzeitig habe ich aber auch von der ideellen Förderung profitiert.“ Mehrere Seminare ermöglichten ihm den Blick über den Tellerrand, aber auch Austausch mit anderen Stipendiatinnen und Stipendiaten.

Das Aufstiegsstipendium unterstützte Franco Varveri während des Studiums, im praktischen Jahr und bis zum Staatsexamen. Anschließend startete er erneut ins Berufsleben – nun als Arzt. Bereits während des Studiums begann er an Gefäßen zu forschen. Seine Doktorarbeit schrieb er zum Thema Wirkung von elektronischen Zigaretten auf die Endothelfunktion. Zur Erklärung: Eine Einschränkung der Endothelfunktion ist maßgeblich an Gefäßschäden und Folgeerkrankungen wie Herzinfarkten und Schlaganfällen beteiligt. Kürzlich beendete Franco Varveri das Promotionsverfahren mit der Bestnote „summa cum laude“. Beruflich Qualifizierten mit Studienwunsch rät er: "Mit Leidenschaft und Fleiß lassen sich Ziele erreichen, die man selbst kaum für möglich gehalten hat."

Update: Der Hessische Rundfunk führte mit Franco Varveri ein Interview für das HR4 Radio. Den Beitrag der Redakteurin Sandra Winzer können Sie hier nachhören:

MP3-Audiodatei "Ohne Abi zum Doktor"